Montag, 29. Juli 2013

1. Wissen: Dichotomie von Theorie und Empirie

Dem kritischen Rationalismus folgend, sind Theorien Erfindungen. Woher wir unsere Inspiration nehmen, ist irrelevant für die Bewertung unserer Erfindungen. Das einzige Merkmal, woran sich unsere Theorien messen lassen, ist die Qualität ihrer Voraussagen.

Dabei gilt, dass wir nicht versuchen, unsere Theorien zu verifizieren, d.h. sie nicht zu beweisen, sondern versuchen, sie zu falsifizieren. Unter welchen Umständen stellt sich raus, dass unsere Theorie falsch ist? Dann schauen wir, ob es diese Umstände gibt. Finden wir diese, ist unsere Theorie falsch und muss durch eine neue, verbesserte ersetzt werden.

Worin besteht aber der Unterschied zwischen Theorie und Empirie? Ich versuche es anhand einer Metapher:

Die Theorie ist eine Landkarte und die (hypothetische) Wirklichkeit die Landschaft. Erfinden wir eine Theorie, so ist es als zeichneten wir eine Landkarte ohne die Landschaft zu kennen. Wir folgen den eingezeichneten Wegen und stellen fest, dass die Karte ungenau ist, also korrigieren wir sie. Dabei ist die Karte niemals exakt. Denn auf der Karte kann niemals die gesamte Landschaft abgebildet werden; Gödels Unvollständigkeitsbeweis - Ich denke, der Hinweis ist hier passend. (Wollten wir es übertreiben, könnten wir auch jeden einzelnen Grashalm einzeichnen, aber die Atome, aus denen sie bestehen werden wir niemals in ein aus Atomen bestehendes Blatt Papier einzeichnen können.)

Die Landkarte ist nicht die Landschaft.

Wir können die weißen Flecken unserer Karte nicht dadurch füllen, dass wir auf der Karte nach Antworten suchen, wir müssen raus in die Landschaft. Und wir müssen raus in die Landschaft, um zu überprüfen, ob wir nicht voreilig weiße Stellen mit Inhalt gefüllt haben.

Das ist im Groben der Unterschied zwischen Theorie und Empirie. Theorie ist eine Landkarte der Wirklichkeit. Empirie das Erforschen der Landschaft.


D'Ahrc

Donnerstag, 4. Juli 2013

2. Identität: ... ist nicht konstant

Wir besitzen mehrere Identitäten. Identitäten sind Mengen von Eigenschaften. Aus Materie zu bestehen ist auch eine Eigenschaft. Nicht jede unserer Eigenschaften ist ein Element jeder unserer Identitäten. Unsere Identitäten liegen in den Köpfen anderer. Wir entscheiden nicht selber, welche Elemente welche Identität bilden. Wir können aber versuchen zu beeinflussen, welche Elemente Teil einer Identität werden.
Wie wir von anderen wahrgenommen werden, welche Identität wir für andere haben, hängt davon ab, welche Eigenschaften wir vermitteln und welche Eigenschaften dann auch wahrgenommen werden; und allgemein: wie andere uns wahrnehmen wollen. Jeder gewichtet die Elemente einer Identität anders. Für den einen ist die eine Eigenschaft an uns wichtig, für den anderen eine andere.

Die Elemente einer Identität sind nicht konstant. Damit verändert sich auch unsere Wirkung auf andere. 


D'Ahrc