Donnerstag, 18. Oktober 2012

2. Leben: Schöpfung vs. Notwendigkeit II

Stellen wir uns vor, unser Universum ist eine Blase, die auf dem Wasser in einer "Badewanne" schwimmt. Dort schwimmen noch weitere Blasen und bilden einen Schaum. Dieser Schaum besteht aus einer Unzahl von Blasen, von Universen. Der Schaum ist quasi ein Multiversum. Jede dieser Blasen ist anders. Nicht unbedingt so anders, dass es zwar in unserer Blase Schwerkraft gibt, in einer anderen jedoch nicht, aber zumindest so anders, dass vielleicht die Elementarteilchen minimal andere Eigenschaften haben. Stellen wir uns weiter vor, dass es Kombination aller Eigenschaften, die ein Universum ausmachen gibt, die dazu führen, dass die Blase sofort wieder platzt, also instabil ist - das dürften die meisten sein - und solche Kombinationen, die Formen von Leben möglich machen. Eine Teilmenge dieser Kombinationen ermöglicht sogar intelligentes Leben. (Ob die Möglichkeit von Leben in einem Universum auch notwendig intelligentes Leben einschließt, kann Ich selbst nicht beweisen, aber denkbar wäre es.) Zusammengefasst: Wir haben vor uns eine Menge von Universen mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften. Die eine Teilmenge ermöglicht aufgrund ihrer Eigenschaften kein Leben. Die andere Teilmenge ermöglicht Leben. Ein weitere (unechte) Teilmenge dieser ermöglicht sogar intelligentes Leben.

Bevor wir weiterdenken, ein Bild: Die Wahrscheinlichkeit, beim tausendmaligen Werfen eines Würfels nur 6er zu bekommen ist extrem gering. (Wenn Ich mich recht erinnere, sollte die Wahrscheinlichkeit 1/6^1000 betragen. Sehr nahe bei Null.) Trotzdem wird dieses Ergebnis, so unwahrscheinlich es auch ist, notwendigerweise irgendwann eintreten, wenn Ich unendlich Zeit habe und unendlich oft würfel. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Universum exakt die Eigenschaften hat, die intelligentes Leben ermöglichen ist ebenfalls extrem gering. Weswegen wohl viele von einem Wunder sprechen, dass wir Leben und dieses Wunder einer höheren Macht zuschreiben, die angeblich unsere Blase derartig beschaffen hat, damit wir leben.

Wenn wir davon ausgehen, dass der Multiversen-Schaum unendlich viele Universen enthält, dann wird auch irgendwo in diesem Schaum ein Universum sein, dass - so unwahrscheinlich es auch ist - die Eigenschaften hat, die intelligentes Leben ermöglichen. Und wenn dieses Universum nur lange genug existiert, wird es auch irgendwann irgendwo diese Möglichkeit realisieren. Und weil wir leben, wissen wir, dass wir in einem Universum leben, dass intelligentes Leben ermöglicht. Rückblickend heißt das, dass irgendwann irgendwo in unserem Universum notwendigerweise Leben entstehen musste. Nicht notwendigerweise auf unserer Erde, nichtmal notwendigerweise in der Milchstraße, aber irgendwann irgendwo. Weil wir auf der Erde leben, wissen wir, dass auf der Erde intelligentes Leben möglich ist. Und wenn die Erde nur lange genug die Möglichkeit hat intelligentes Leben hervorzubringen, dann wird notwendigerweise auch irgendwann intelligentes Leben auf der Erde entstehen.

Jetzt mag vielleicht der ein oder andere geneigt sein kurz-zuschließen, dass auch unsere Existenz notwendig ist, jedoch hätten unsere Vorfahren ebenfalls beim Massensterben der Dinosaurier ausgelöscht worden können. Vielleicht wären dann Delphine heute dort, wo wir sind. Aber: irgendein Tier wird irgendwann die intellektuelle Nische auf der Erde füllen. Sollten wir einst ausgestorben sein und auf dem Weg dorthin der Erde nicht die Möglichkeit genommen haben intelligentes Leben hervorzubringen, so wird es nach uns wieder ein intelligentes Tier geben, dass sich vielleicht diegleichen Gedanken macht wie Ich gerade.

Kurz: Die Entstehung von intelligentem Leben ist angesicht einer unendlichen Zahl von Universen notwendig. Unsere Existenz ist jedoch zufällig.

Das dies keine völlig logische und zwingende Herleitung ist, ist mir bewusst. Vielleicht schaffe Ich es später mal den Gedanken mehr als nur plausibel zu beschreiben. Bis dahin werde Ich mich mit der Beschreibung zufrieden geben müssen. Seht es als Skizze eines noch nicht ganz deutlichen Gedankens.


D'Ahrc

Dienstag, 9. Oktober 2012

1. Leben: Schöpfung vs. Notwendigkeit I

In einigen Teilen der Welt kam die Wissenschaft noch nicht an oder wurde sogar wieder vertrieben. Dort erzählen sich Menschen Geschichten über alte Männer, die gleich einem Uhrmacher alles im Universum geschaffen haben. In manchen dieser Geschichten ist es auch nur ein alter Mann. Nennen wir ihn Gott. Unter den Geschichtenerzählern gab und gibt es erbitterte Kämpfe darüber, wessen Geschichte die einzig wahre ist. Denn natürlich beanspruchen alle die einzig wahre Wahrheit zu erzählen. Und manchmal sterben sogar ein paar Menschen bei diesen Streitigkeiten. Inhaltlich sagen die bekanntesten dieser Geschichten, dass jener Gott das Universum so geschaffen hat, damit wir nach den Regeln des alten Mannes leben können. Und als Dank für unser frommes Leben gewährt uns Gott dann das ewige Leben im Jenseits - je nach Geschichte mit ein paar zusätzlichen Annehmlichkeiten wie beispielsweise Jungfrauen. Allen Geschichten gemein ist, dass sie den Ursprung unserer Existenz außerhalb der physikalischen Wirklichkeit suchen. Denn: Gott gehorcht der Physik nicht, die Physik gehorcht Gott.

Stellen wir kurz ein paar Fakten fest. Du liest das. Du bist dir bewusst, dass du das liest. Ebenso bist du dir bewusst, dass du lebst. Die physikalischen Gegenbenheiten auf unserem Planeten haben dein Leben möglich gemacht. Den Geschichten zufolge hat der alte Mann die physikalischen Gegenbenheiten so eingerichtet, damit dein Leben möglich ist.

Ich biete eine andere Erklärung.

Die physikalische Wirklichkeit entstand mit ihren Gesetzen und Konstanten im Urknall. Geschichtenerzähler könnten hier erwidern, dass der Urknall von Gott so eingerichtet wurde. Das so entstandene Universum ist groß, sehr groß. Nahezu unendlich groß. Die Zeit, die seit dem Urknall vergangen ist (rund 14 Milliarden Jahre) ist sehr, sehr lang. In dieser Zeit entstanden und vergingen unzählige chemischen Verbindungen. Aufgrund der nahezu unendlichen Größe des Universums und der unvorstellbar langen Zeit, die es existiert sind nahezu alle möglichen chemischen Verbindungen schon entstanden und wieder vergangen. Wenn Leben, das heißt sich selbst reproduzierende chemische Verbindungen möglich sind, dann - sei die Wahrscheinlichkeit noch so gering - wird irgendwo irgendwann im Universum eine solche Verbindung entstehen.
Kurz: Die Existenz von Leben ist eine notwendige Folge der Beschaffenheit des Universums. Nicht nur das. Sogar die Existenz von intelligentem Leben ist eine notwendige Folge. Nicht notwendig ist jedoch unsere Existenz. Wir hätten vor Millionen Jahren schon untergehen können. Wir sind zufällig diejenige Spezies gewesen, die als erste die intellektuelle Nische füllte. Wären wir es nicht, so wäre es eine andere Spezies gewesen. Irgendwo. Irgendwann.

Es ist also kein Gott gegebenes Wunder, dass du lebst, sondern ein notwendiger Zufall.


D'Ahrc

Mittwoch, 3. Oktober 2012

1. Wille: Verantwortung

Gibt es den freien Willen? Oder anders: bin Ich frei dies zu schreiben?

Gäbe es eine eindeutige und direkte Antwort, wäre sie wohl schon von schlaueren Männern oder Frauen als mir gefunden worden. Also werde Ich versuchen eine indirekte Antwort zu geben. Ich werde die Konsequenzen der Existenz und Nicht-Existenz des freien Willen aufzeigen. Auf diesen basierend werde Ich beurteilen, welche Position wahrscheinlicher das Fundament unserer Gesellschaft erhält: die Moral. Moral ist das Fundament, weil ohne Richtlinien, die Handlungen in gut und schlecht teilen könnte es kein menschliches Zusammenleben geben. Eine dieser Richtlinien garantiert einer Person nicht von einer anderen verletzt zu werden. Verstößt jemand dagegen, wird diese Person angeklagt und verurteilt. Unsere Justiz basiert auf dem Glauben, dass jeder für seine Handlungen verantwortlich ist. Deshalb muss die Antwort auf die Frage diese Verantwortlichkeit erhalten. 

Jetzt haben wir eine neue Frage: wann sind wir für unsere Handlungen verantwortlich? Wir sind verantwortlich für unsere Handlungen, wenn es unsere Handlungen sind. Sie werden unsere Handlungen, wenn unsere Persönlichkeit Einfluss auf die Handlung hat. 

Kommen wir nun zur ersten Frage: gibt es den freien Willen? Zunächst müssen wir sagen, was wir "frei" und was wir "unfrei" nennen wollen. "Freier Wille" soll ohne Determination sein. Also nennen wir jeden determinierten Willen "unfrei". Des Weiteren gibt es zwei Arten von "freiem Willen". 

Die erste Art ist der "konditionale freie Wille". Schopenhauer formulierte ihn so: "der Mensch ist in der Lage zu tun, was er will, aber nicht zu wollen, was er will". Das heißt, wir sind frei zu handeln, aber nicht frei zu wählen. Dies ist jedoch unfreier Wille, weil unser Wille von physikalischen Prozessen determiniert wird. Diese physikalischen Prozesse werden beeinflusst von der physikalischen Welt einschließlich der Reaktionen anderer und unserer früheren Handlungen. Wenn wir beispielsweise entscheiden einen Kuchen anstelle eines Apfels zu nehmen, wird es wahrscheinlicher sein, dass wir auch beim nächsten Mal einen Kuchen nehmen. Dass wir nicht den Apfel genommen haben heißt auch, dass wir nicht in der Lage waren ihn zu nehmen, weil die physikalischen Prozesse uns determiniert haben den Kuchen zu nehmen. Aber wenn uns jemand sagt, dass Kuchen ungesund sind, ändern sich diese Prozesse. Das nächste Mal ist die Wahrscheinlichkeit einen Apfel zu nehmen höher. Dieser unfreie Wille garantiert unsere Verantwortlichkeit für unsere Handlungen, weil es unsere Handlungen Teil der Determination sind.

Die zweite Art ist der "nicht-konditionale [unbedingte] freie Wille". Analog zu Schopenhauer kann er beschrieben werden als: "der Mensch ist in der Lage zu tun, was er will und(!) ist in der Lage zu wollen, was er will". Das heißt, dass wir frei zu handeln und(!) frei zu wählen sind. In Bezug zu dem, was Ich oben sagte ist dies "freier Wille". Für unser Beispiel heißt das, ob wir den Kuchen oder den Apfel nehmen ist vollkommen unbedingt, frei von jeder Determination. Aber wenn es nichts gibt, dass einen Einfluss auf unsere Handlungen hat, heißt das auch, dass unsere Entscheidung den Kuchen oder den Apfel zu nehmen vollkommen zufällig ist. Wenn unsere Handlungen zufällig sind, gibt es nichts, dass von unserer Justiz angeklagt werden kann. Denn meine Persönlichkeit hatte keinen Einfluss auf die Handlung und so war es nicht meine Handlung. (Sogar ob wir angeklagt werden, wäre zufällig, weil der unbedingte freie Wille des Klägers nicht durch unsere Tat beeinflusst werden darf - ansonsten verliert er das Attribut "frei".)

Dies widerspricht unseren alltäglichen Erfahrungen zu tiefst. Wenn Ich immer den Kuchen nehme, ist es unwahrscheinlich für mich den Apfel zu nehmen. Das ist zu einem gewissen Grad vorhersehbar und nicht zufällig.

Wenn wir sagen, freier Wille heißt frei von jeder Determination zu wählen, dann kann es keinen freien Willen geben. Unfreier Wille erhält unsere Verantwortlichkeit. Wenngleich auf eine unfaire Art, da die verurteilte Person nicht in der Lage war eine andere Handlung zu wählen. Aber die Verurteilung wird Prozesse anstoßen, die möglicherweise ihn oder andere davon abhalten dasselbe nochmal zu tun.

Unfreier Wille erhält unsere Verantwortlichkeit, gibt uns eine Basis für unsere Justiz und garantiert folglich das Fundament unserer Gesellschaft.

Und um die zweite Frage oben zu beantworten: Nein, – selbst wenn es sich bizarr anfühlt – Ich war nicht frei dies zu schreiben. Ich war determiniert.


D'Ahrc




[Diesen Text hatte Ich im Original auf Englisch für ein Seminar verfasst. Weil mir manche Stellen im Original besser gefallen und teilweise besser den Gedanken vermitteln, stelle Ich zusätzlich den englischen Text rein.]

Is there a free will? Or more precisely: am I free to write this? If there might be a definite and direct answer, it would have been found by more clever (wo)men then me. So I will try to give an indirect answer. I will point out the consequences of the exisctence and non-existence of a free will. Based on these I will estimate which position is more likely to maintain the fundament of our society: moral. Moral is fundamental, because without guidelines that divide acts in good and bad there could be no human coexistence. One of these guidelines guarantees a person not to be harmed by another person. But if one does so, this person will be accused and judged. Our legal system is based onto the believe that everybody is responsible for his or her actions. Therefore the answer to this question has to maintain this responsibility. Now we got a new question: what makes us responsible for our actions? We are responsible for our actions, if they are our actions. They become our actions, when our personality has an effect on the action.

Now we come to the main question: is there a free will?  At first we have to say, what we will call "free" and what "unfree". "Free will" shall be without any determination. So we call every determined will "unfree". There are two types of "free will". The first is the "conditional free will". Schopenhauer has pointed it out as "the man is able to do what he wants, but he is not able to want what he wants." This means, we are free to act, but not free to choose. This is unfree will, because our will is determined by physical processes. These physical processes are influenced by the physical world including reactions of others and our previous actions. When we, for example, decide to take a cake instead of taking an apple, it will be very likly for us to take a cake next time, too. That we did not take an apple also means, we were not able to take it, because physical processes has determined us to take a cake. But, when somone says to us cakes are unhealty, it will change these processes. Next time the possibility to take an apple is higher. This unfree will warrants our responsiblity for our actions, because it were our actions which were part of determination. The second typ is "unconditional free will". Analogical to Schopenhauer it can be discribed as: "the man is able to do what he wants and(!) he is able to want what he wants." This means, we are free to act and(!) we are free to choose. According to what I said above, this is free will. For our example it means, if we choose a cake or an apple is totaly unconditional, free of any determination. But, when there is nothing that has an effect on our actions, this means also, that your decision to take a cake or an apple is totaly random. When our actions are randomly, there is nothing that could be accused by our legal system. Because my personality has no effect on the action and so this was not my action. Besides, this contradicts our everyday experience. When I always take a cake it is very unlikly for me to take an apple, it is somekind predictable and not random. When we say, free will means to be free to choose without any determination, than there can't be a free will.

Unfree will is able to maintain our responsibility, even though in an unfair way. Because the judged person was not able to choose another action, but the judgment will initate processes which might prevent him and others from doing the same again. Unfree will maintains our responsiblity, gives a basis for our legal system and therefore garantees the fundment of our society. And to answer the second question above: No, – even if it feels bizarre – I was not free to write this. It was determined.