In einigen Teilen der Welt kam die Wissenschaft noch nicht an oder wurde
sogar wieder vertrieben. Dort erzählen sich Menschen Geschichten über
alte Männer, die gleich einem Uhrmacher alles im Universum geschaffen
haben. In manchen dieser Geschichten ist es auch nur ein alter Mann.
Nennen wir ihn Gott. Unter den Geschichtenerzählern gab und gibt es
erbitterte Kämpfe darüber, wessen Geschichte die einzig wahre ist. Denn
natürlich beanspruchen alle die einzig wahre Wahrheit zu erzählen. Und
manchmal sterben sogar ein paar Menschen bei diesen Streitigkeiten.
Inhaltlich sagen die bekanntesten dieser Geschichten, dass jener Gott
das Universum so geschaffen hat, damit wir nach den Regeln des alten
Mannes leben können. Und als Dank für unser frommes Leben gewährt uns
Gott dann das ewige Leben im Jenseits - je nach Geschichte mit ein paar
zusätzlichen Annehmlichkeiten wie beispielsweise Jungfrauen. Allen
Geschichten gemein ist, dass sie den
Ursprung unserer Existenz außerhalb der physikalischen Wirklichkeit
suchen. Denn: Gott gehorcht der Physik nicht, die Physik gehorcht Gott.
Stellen
wir kurz ein paar Fakten fest. Du liest das. Du bist dir bewusst, dass
du das liest. Ebenso bist du dir bewusst, dass du lebst. Die
physikalischen Gegenbenheiten auf unserem Planeten haben dein Leben
möglich gemacht. Den Geschichten zufolge hat der alte Mann die
physikalischen Gegenbenheiten so eingerichtet, damit dein Leben möglich
ist.
Ich biete eine andere Erklärung.
Die physikalische
Wirklichkeit entstand mit ihren Gesetzen und Konstanten im Urknall.
Geschichtenerzähler könnten hier erwidern, dass der Urknall von Gott so
eingerichtet wurde. Das so entstandene Universum ist groß, sehr groß.
Nahezu unendlich groß. Die Zeit, die seit dem Urknall vergangen ist
(rund 14 Milliarden Jahre) ist sehr, sehr lang. In dieser Zeit entstanden
und vergingen unzählige chemischen Verbindungen. Aufgrund der nahezu
unendlichen Größe des Universums und der unvorstellbar langen Zeit, die
es existiert sind nahezu alle möglichen chemischen Verbindungen schon
entstanden und wieder vergangen. Wenn Leben, das heißt sich selbst
reproduzierende chemische Verbindungen möglich sind, dann - sei die
Wahrscheinlichkeit noch so gering - wird irgendwo irgendwann im
Universum eine solche Verbindung entstehen.
Kurz: Die Existenz von
Leben ist eine notwendige Folge der Beschaffenheit des Universums. Nicht
nur das. Sogar die Existenz von intelligentem Leben ist eine notwendige
Folge. Nicht notwendig ist jedoch unsere Existenz. Wir hätten vor
Millionen Jahren schon untergehen können. Wir sind zufällig diejenige
Spezies gewesen, die als erste die intellektuelle Nische füllte. Wären
wir es nicht, so wäre es eine andere Spezies gewesen. Irgendwo.
Irgendwann.
Es ist also kein Gott gegebenes Wunder, dass du lebst, sondern ein notwendiger Zufall.
D'Ahrc
Es ist also kein Gott gegebenes Wunder, dass du lebst, sondern ein notwendiger Zufall.
D'Ahrc
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