Donnerstag, 26. Dezember 2013

3. Überzeugungen: Zweifel, Glaube und Argumente

Ich glaube, dass mein Verständnis einer Argumentation stark durch Schopenhauers "Eristrische Dialektik" geprägt ist. Untertitelt ist sein erst posthum veröffentlichtes Werk mit "Die Kunst Recht zu behalten". Gehen wir davon aus, dass wenn wir eine Position vertreten, wir von der Wahrheit dieser Position überzeugt sind, dann werden wir uns auch nicht von den Argumenten unseres Gegenübers von dieser Überzeugung abbringen lassen. Es könnte ja sein, dass uns das schlagende Argument nicht zur Hand war. Deswegen: Nicht die Argumente deines Gegenübers überzeugen dich, sondern du dich selbst. Erst wenn deine Überzeugungen durch Zweifel geschwächt sind, gibt es für die Argumente eine Angriffsfläche. Du beginnst an deinen Überzeugungen zunehmend zu zweifeln - vielleicht hat er ja doch Recht? Du überdenkst deine Überzeugungen. Doch nicht die Argumente der Diskussion sind der Anlass dieses Zweifels. Der Zweifel ist Vorausetzung für die Wirksamkeit der Argumente. Diese können lediglich bestehenden Zweifel nähren.

Zweifel kommen auf, wenn du nicht fest genug an die Wahrheit deiner Überzeugungen glaubst. Der wahrhaftig Gläubige ist immun gegen Zweifel. Der wahrhaftig Gläubige ist immun gegen Argumente. Nicht zu zweifeln lässt uns intolerant werden.


D'Ahrc

2. Sprache: Schlussfolgerungen - Deduktion, Induktion und Abduktion

Beispiel. Wir stellen die Regel auf: (1) Immer wenn es regnet, dann ist die Straße nass. (2) Wir beobachten, dass es regnet. (3) Die Straße ist nass. Natürlich können wir uns darüber streiten, was nass ist und ob die Straße nass ist oder wird, weil Regnen eigentlich ein Prozess ist, müssen wir aber nicht.

Die Deduktion ist die Schlussfolgerung der Wissenschaft, weil sie aufgrund der Logik wahrheitserhaltend ist. Um zu verdeutlichen, was eine deduktive Schlussfolgerung ist, werde wir uns das Beispiel nochmal anschauen: (1) Immer wenn es regnet, dann ist die Straße nass. (2) Wir beobachten, dass es regnet. Wir schließen: (3) Die Straße ist nass.

Die Induktion ist keine gültige Schlussfolgerung, d.h. sie ist nicht wahrheitserhaltend. Das bedeutet, die Wahrheit der Prämissen, hier (2) und (3), garantieren nicht die Wahrheit der Konklusion, (1). Das berühmte Beispiel der Induktion von Popper geht so: wir haben in unserem ganzen Leben bloß weiße Schwäne gesehen und deswegen schließen, dass alle Schwäne weiß sind. Für unser Beispiel bedeutet dies, dass (2) wir immer, wenn es regnet, feststellen, dass (3) die Straße nass ist. Deswegen schließen wir auf die Regel: (1) Immer wenn es regnet, dann ist die Straße nass.

Die Abduktion ist im Vergleich zu den anderen beiden Methoden recht unbekannt. Bei der Abduktion wird auf eine plausiblen Erklärung geschlossen. Das heißt, wenn wir die Regel (1) akzeptieren und sehen, dass (3) die Straße nass ist, werden wir vernünftiger Weise schließen, dass es wohl (2) geregnet hat.


D'Ahrc