Montag, 15. April 2013

1. Ethik: Metaethik und mein Begriff von Realität

Das Folgende ist das einleitende Kapitel zu einem Essay zum Thema Utilitarismus - obwohl es darin noch garnicht um Utilitarismus geht, sondern über Methaethik, meinen Begriff von Realität und meiner Auffassung von Realismus. Es geht weniger darum, meine Meinung zu begründen, als schlicht darum, meine Meinung hier festzuhalten. Ich denke, dass wir bestimmte basale Überzeugungen haben, welche unser Denken und Handeln bestimmen - der hypothetisch-konstruktive Realismus ist eines meiner Axiome.



Bei meinen Aussagen über Metaethik und Ethik lege ich den hypothetisch-konstruktiven Realismus zugrunde. Dieser sagt aus, dass „unsere Wahrnehmung und Vorstellung von Wirklichkeit [...] nicht etwas ‚Gegebenes‘ [ist], sondern das Ergebnis einer aktiven kognitiven Konstruktion“ (Schurz, 56). Wir besitzen über die Wirklichkeit nur unvollkommene Informationen, da wir schlicht nicht alles wissen können. Zum einen beschränkt die Lichtgeschwindigkeit die Informationsübertragung und zum anderen ist hinreichend bekannt, dass unsere Wahrnehmung die Wirklichkeit verzerrt. Aufgrund dieser unvollkommenen Informationen konstruieren wir eine „unvollkommene strukturelle Abbildung“ (Schurz, 57) der Wirklichkeit. Weil keine zwei Menschen dieselben Informationen über die Wirklichkeit besitzen, konstruiert jeder Mensch seine eigene Abbildung, welche ich als Realität bezeichnen werde.
„Die unabhängig existierende Wirklichkeit wird eben nicht als in unseren Vorstellungen unmittelbar gegeben angenommen, [...], sondern sie wird lediglich als System hypothetischer Entitäten postuliert, dessen Existenz die empirischen Erfolge unserer Erkenntnis am besten erklären kann. [...] ich bezeichne diese Position als den hypothetisch-konstruktiven Realismus, um zu betonen, das [sic] auch der Realismus eine fallible Hypothese darstellt.“ (Schurz, 57)
Wie gerade festgestellt, konstruiert jeder Mensch sich seine eigene Realität, diese sind fallible Hypothesen, welche durch neue Informationen über die Wirklichkeit falsifiziert werden können. Daher werde ich folgend von hypothetischen Realitäten sprechen.

Der Kognitivismus und der Nonkognitivismus sind die beiden metaethischen Haupttheorien. „Der Kognitivismus besagt, dass die präskriptiven Sätze der Ethik (oder auch andere präskriptive Sätze) primär [weite Bedeutung] oder gar ausschließlich [enge Bedeutung] eine kognitive Funktion haben.“ (Morscher, 36) Der Nonkognitivismus ist die logische Negation des Kognitivismus. „Wenn eine Äußerung eines Satzes S normalerweise wahr oder falsch (im üblichen Sinn dieser Wörter) ist, wollen wir sagen, S habe eine kognitive Funktion.“ (Morscher, 38) ‚Wahr‘ im üblichen Sinne bedeutet, dass auf den Satz das Schema-T nach Tarski angewendet werden kann. Die enge unterscheidet sich von der weiten Bedeutung dadurch, dass die enge Bedeutung des Kognitivismus besagt, präskriptive Sätze haben eine kognitive Funktion, wenn sie wahrheitswertfähig sind und die weite Bedeutung besagt, dass sie schon eine kognitive Funktion haben, wenn sie diskursfähig sind. Diskursfähig ist ein Satz, wenn er Prämisse oder Konklusion eines Argumentes sein kann (vgl. Morscher, 38).
   Ich habe die Überzeugung, dass Sätze wahrheitswertfähig sein müssen, um Teil eines Argumentes sein zu können. Dadurch fällt für mich die Unterscheidung von enger und weiter Bedeutung zusammen. Sowohl deskriptive als auch präskriptive Sätze sind wahrheitswertfähig, deshalb halte ich den Kognitivismus für zutreffend.

An dieser Stelle werde ich kurz skizzieren, wie ein Satz gemäß dem Schema-T im hypothetisch-konstruktiven Realismus als wahr ausgezeichnet wird. „X ist wahr genau dann, wenn p“, wobei X der Name für einen beliebigen Satz p ist und p mit einem Sachverhalt in unserer „unvollkommene[n] strukturelle[n] Abbildung“ der Wirklichkeit korrespondiert. Das bedeutet, der präskriptive Satz ‚Die Handlung h ist geboten‘ ist wahr für denjenigen, der den Satz hört respektive spricht genau dann, wenn in der Realität desjenigen der Sachverhalt besteht, dass die Handlung h geboten ist.

D'Ahrc



Schurz, Gerhard, Einführung in die Wissenschaftstheorie, Darmstadt, WBG, 20113
Morscher, Edgar, Normenlogik, Paderborn, Mentis, 2012

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