Mittwoch, 9. April 2014

3. Sprache: "wahr" ist nur Empfehlungsmarker

Wenn wir die Vorstellung aufgeben, dass wir die Wahrheit erkennen können, weil wir uns nur im Konsens auf Wahrheit einigen können - und absolute Wahrheit nicht kommunizierbar ist -  und zu dem akzeptieren, dass alle unsere Meinungen durch unsere Perspektive beeinflusst sind, dann müssen wir auch akzeptieren, dass verschiedene Gruppen von Menschen zu verschiedenen Wahrheiten qua Konsens kommen können.

Weil wir uns nicht auf eine Metaperspektive einigen können, von der aus wir die verschiedenen Konsense beurteilen können, ohne dabei selbst einen weiteren Konsens zu errichten, den wir jedoch nicht hinterfragen können, ohne uns dabei der eigenen Grundlage zu berauben (radikale hypothetische Überzeugungen), bleibt uns nichts anderes, als unsere Perspektive als Arbeitshypothese zu empfehlen; "Seh' es doch mal so. Vielleicht bringt es dich weiter."


D'Ahrc

2. Ethik: Gehe den Weg, den du weist!

Warum lehnen wir es ab, von jemanden belehrt zu werden, der dieselben Fehler begeht? Warum lehnen wir eine Moral ab, wenn derjenige, der sie verbreitet, sich selbst nicht daran hält?

Weil es keine absolute Moral gibt, keine Moral in der Welt, keine Moral außerhalb der Gesellschaft, gibt es auch keine Moral, die unabhängig von der Perspektive desjenigen ist, der sie vorträgt.

Wenn wir unsere Moral für richtig halten, dann sagen wir damit, dass wir anderen empfehlen, unsere Perspektive zu übernehmen. Wenn wir aber nicht selbst gemäß unserer Moral handeln, wird unsere Empfehlung zu einem Witz degradiert.


D'Ahrc

Montag, 7. April 2014

1. Begriffe: Relativismus, Perspektivismus, Ethnozentrismus und Historizismus

In diesem Gedankensplitter werde Ich versuchen, eine Unterscheidung zwischen Relativismus, Perspektivismus, Ethnozentrismus und Historizismus zu treffen. An dieser Stelle sollte aber bedacht werden, dass es meine Unterscheidung ist und Ich diese konstruiert habe, um die Begriffe voneinander abzugrenzen zu können. Es handelt sich um eine vorläufige "Arbeitshypothese."

Worin unterscheiden sich also die Begriffe? Auf den ersten Blick scheinen alle vier Begriffe dasselbe zu bezeichnen: dass A relativ zu B ist. Der erste Unterschied besteht darin, was jeweils unter B verstanden wird. A ist in allen vier Fällen eine Aussage.

Beim Perspektivismus wird unter B ein Individuum verstanden. Das Erkenntnisvermögen eines jeden Individuums ist durch Raum und Zeit begrenzt. Der Perspektivismus sagt aus, dass alle Aussagen notwendig relativ zur Perspektive des Individuums sind, welche diese äußert.

Ethnozentrismus und Historizismus sind Spielarten des Perspektivismus, die jeweils den räumlichen respektive zeitlichen Aspekt betonen, unter B wird entweder eine Kultur oder ein geschichtlicher Zeitraum verstanden. Ethnozentrismus betont die Abhängigkeit der Perspektive eines Individuums von der jeweiligen Kultur, in der es sozialisiert wurde. Historizismus betont, dass die Perspektive des Individuums maßgeblich durch seine historischen Lebensumstände bestimmt werden.

Unter Relativismus möchte Ich folgend eine Form von Perspektivismus verstehen, der die zusätzliche Behauptung aufstellt, dass alle Perspektiven gleichberechtigt sind. Perspektivismus ohne diese Behauptung sagt aus, dass es keine Metaperspektive gibt, von der aus andere Perspektiven bewertet werden können. Der Relativismus begeht ein non-sequitur: aus der Unmöglichkeit, Aussagen aus ihrem kulturellen und historischen Kontext zu heben, wird abgeleitet, dass alle Perspektiven gleichberechtigt sind.

Jemand, der behauptet, alle Perspektiven wären gleichberechtigt, überhebt seine Perspektive zur Metaperspektive. Was aber unterscheidet eine Metaperspektive von anderen Perspektiven? Was rechtfertigt jemanden dazu, andere Perspektiven zu beurteilen? Und weshalb sollten andere diese Beurteilung akzeptieren?


D'Ahrc



Zum Begriff Historizismus: Popper kritisiert an dem Begriff, dass er eine Position bezeichne, welche geschichtliche Ereignisse in dieser und jener Form als notwendig aufgrund dieser und jener fundamentalen Prinzipien auszeichne, welche der Vertreter dieser Position entdeckt zu haben glaubt. Generell wird aber unter Historicism die Position verstanden, welche Ich oben grob skizziert habe.