Montag, 7. April 2014

1. Begriffe: Relativismus, Perspektivismus, Ethnozentrismus und Historizismus

In diesem Gedankensplitter werde Ich versuchen, eine Unterscheidung zwischen Relativismus, Perspektivismus, Ethnozentrismus und Historizismus zu treffen. An dieser Stelle sollte aber bedacht werden, dass es meine Unterscheidung ist und Ich diese konstruiert habe, um die Begriffe voneinander abzugrenzen zu können. Es handelt sich um eine vorläufige "Arbeitshypothese."

Worin unterscheiden sich also die Begriffe? Auf den ersten Blick scheinen alle vier Begriffe dasselbe zu bezeichnen: dass A relativ zu B ist. Der erste Unterschied besteht darin, was jeweils unter B verstanden wird. A ist in allen vier Fällen eine Aussage.

Beim Perspektivismus wird unter B ein Individuum verstanden. Das Erkenntnisvermögen eines jeden Individuums ist durch Raum und Zeit begrenzt. Der Perspektivismus sagt aus, dass alle Aussagen notwendig relativ zur Perspektive des Individuums sind, welche diese äußert.

Ethnozentrismus und Historizismus sind Spielarten des Perspektivismus, die jeweils den räumlichen respektive zeitlichen Aspekt betonen, unter B wird entweder eine Kultur oder ein geschichtlicher Zeitraum verstanden. Ethnozentrismus betont die Abhängigkeit der Perspektive eines Individuums von der jeweiligen Kultur, in der es sozialisiert wurde. Historizismus betont, dass die Perspektive des Individuums maßgeblich durch seine historischen Lebensumstände bestimmt werden.

Unter Relativismus möchte Ich folgend eine Form von Perspektivismus verstehen, der die zusätzliche Behauptung aufstellt, dass alle Perspektiven gleichberechtigt sind. Perspektivismus ohne diese Behauptung sagt aus, dass es keine Metaperspektive gibt, von der aus andere Perspektiven bewertet werden können. Der Relativismus begeht ein non-sequitur: aus der Unmöglichkeit, Aussagen aus ihrem kulturellen und historischen Kontext zu heben, wird abgeleitet, dass alle Perspektiven gleichberechtigt sind.

Jemand, der behauptet, alle Perspektiven wären gleichberechtigt, überhebt seine Perspektive zur Metaperspektive. Was aber unterscheidet eine Metaperspektive von anderen Perspektiven? Was rechtfertigt jemanden dazu, andere Perspektiven zu beurteilen? Und weshalb sollten andere diese Beurteilung akzeptieren?


D'Ahrc



Zum Begriff Historizismus: Popper kritisiert an dem Begriff, dass er eine Position bezeichne, welche geschichtliche Ereignisse in dieser und jener Form als notwendig aufgrund dieser und jener fundamentalen Prinzipien auszeichne, welche der Vertreter dieser Position entdeckt zu haben glaubt. Generell wird aber unter Historicism die Position verstanden, welche Ich oben grob skizziert habe.

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