Montag, 17. Dezember 2012

3. Geist: Medikamente gegen Dualismus

Ich werde versuchen zu zeigen, wie sich ein Dualismus medikamentös behandeln lässt.

Das ist natürlich sehr polemisch. Der Glaube an einen Dualismus ist nicht krankhaft. Aber dass Medikamente wirksam sind, lässt Zweifel aufkommen, ob wir weiterhin einen Dualismus vertreten können.

Zunächst: Dualismus ist die Position, dass mentale und physische Eigenschaften weder dasselbe sind noch dass sie sich aufeinander reduzieren lassen können. Die dritte Möglichkeit, dass mentale Eigenschaften über physikalische supervenieren, habe Ich schon ausgeschlossen. Beide Eigenschaften existieren also unabhängig von einander und es besteht keinerlei kausale Relation zwischen beiden.

Nun, wenn  es also keine kausale Relation gibt, wie kann es dann sein, dass Medikamente unsere mentalen Eigenschaften beeinflussen? Beispielsweise Anti-Depressiva.

Ich sage also: wenn Medikamente wirksam sind, dann gibt es eine kausale Relation zwischen mentalen und physikalischen Eigenschaften. Aus der Wirksamkeit von Medikamenten folgt also, dass wir einen Dualismus nicht mehr vertreten können.

... erst vor ein paar Tagen habe Ich von einer Möglichkeit gelesen, die dies Argument umgehen kann. Diese Möglichkeit setzt voraus, dass wir als Menschen teilhaben an einem Bewusstsein, das unabhängig von uns ist. Veranschaulicht wird dies mit einer Analogie: Wenn wir durch ein Fenster schauen, dann sehen wir eine Landschaft. Ist das Fenster verschmutz, dann sehen wir die Landschaft verschwommen. Dadurch, dass wir die Landschaft verschwommen sehen, ändert sich aber die Landschaft nicht. In dieser Analogie ist die Landschaft das Bewusstsein und das Fenster ist der Zugang zu diesem über Introspektion. Medikamente beeinflussen unsere Introspektion, aber nicht das unabhängige Bewusstsein. Somit haben wir einen Dualismus von Bewusstsein, das nicht unser ist(!) und der Materie.

Glaubt tatsächlich jemand, dass das Universum erfüllt ist von einem Bewusstsein, an dem wir auf magische Weise teilhaben? Wenden wir Occam's Razor an, müssen wir zu dem Schluss kommen, dass lediglich Materie existiert.

Ob das jetzt wen überzeugt, weiß Ich nicht, aber wer weiterhin einen Dualismus vertreten will, muss die Wirksamkeit von Medikamenten erklären können.


D'Ahrc

Donnerstag, 13. Dezember 2012

2. Wahrheit: die letzte Wahrheit II

Im ersten Teil dieses Posts habe Ich behauptet, dass Ich die letzte Wahrheit kenne. Wer sich das durchliest, wird wohl schnell zu dem Schluss kommen, das selbst diese letzte Wahrheit anzweifelbar ist. Egal, was Ich behaupte, es wird immer jemanden geben, der Zweifel daran hat.

Wenn wir annehmen, dass es diese letzte Wahrheit aber gibt, dann brauchen wir eine Erklärung dafür, dass, wann immer jemand behauptet diese zu kennen, diese Behauptung zweifelhaft ist.

Wie können wir Zugang zu dieser letzten Wahrheit erhalten? Wir sind dazu auserwählt. Aber nicht alle. Nur ein paar. Und alle, die nicht auserwählt sind, haben keinen Zugang.

Zwar wird behauptet, jeder wäre dadurch auserwählt, dass er ein Mensch ist und deswegen durch die Vernunft Zugang zur Wahrheit besitze, aber das stimmt nicht. Denn wäre dem so, müsste ja auch jeder die letzte Wahrheit erkennen können. Wir wissen aber, dass zwei Menschen sich gegenseitig ausschließende letzte Wahrheiten erkannt haben wollen können. Einer von beiden muss Recht haben. Einer von beiden hat die letzte Wahrheit erkannt, der andere nicht. 

Jeder glaubt auserwählt zu sein, die letzte Wahrheit erkennen zu können. Deswegen glaubt auch jeder, er hätte die letzte Wahrheit erkannt. Also hält derjenige auch jede widersprechende letzte Wahrheit für zweifelhaft.

Jetzt gibt es zwei Lösungen: entweder kann nicht jeder Mensch seine Vernunft derartig nutzen, dass er die letzte Wahrheit erkennen kann oder es gibt die letzte Wahrheit schlicht nicht. 

Und was, wenn wir zwei Menschen zugestehen, ihre Vernunft derartig nutzen zu können und diese sich widersprechen? Wer von beiden hat dann Recht?

Ich denke, die plausiblere Lösung ist, dass es schlicht keine letzte Wahrheit gibt. 


D'Ahrc


2. Geist: Bieri-Trilemma

Haben wir einen Geist? Ist dieser Geist gleich einem neuronalen Zustand, oder doch verschieden? Physikalismus oder Dualismus?

Peter Bieri hat 1981 in seinem Buch "Analytische Philosophie des Geistes" das sogenannte Bieri-Trilemma formuliert.

1. Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.

Nun, es ist ein Trilemma. Wir können nur zwei der drei Sätze für wahr halten. Denn diese beiden Sätze schließen den dritten aus. 

Wenn wir 1. und 2. für wahr halten, dann haben wir einen klassischen Dualismus.
Wenn wir 1. und 3. für wahr halten, dann haben wir einen Epiphänomenalismus.
Wenn wir 2. und 3. für wahr halten, dann haben wir einen Physikalismus.

Ich persönlich schwanke zwischen Physikalismus und Ephiphänomenalismus. Denn wenn mentale Phänomene nicht kausal wirksam sind, woher sollen wir dann wissen, dass sie existieren? Was in keiner Kausalrelation steht, kann nicht falsifiziert werden und steht somit außerhalb unserer Realität.


D'Ahrc


Montag, 10. Dezember 2012

1. Geist: Supervenienz

Der Begriff "Supervenienz" kommt ursprünglich aus der Ethik. Zwei gleiche Handlungen können sich hinsichtlich ihre moralischen Bewertung nicht unterscheiden. Das heißt, dass die Handlung des einen Menschen in derselben Situation, beispielsweise einen Ertrinkenden zu retten, nicht schlecht sein kann, die des anderen aber gut. Technisch: die moralische Bewertung superveniert über die Handlung. 

Gebraucht wird der Begriff in der Ethik, weil sich moralische Urteile nicht auf deskriptive Ausdrücke reduzieren lassen.

Das impliziert zunächst, dass die Motive der Handelnden für die Bewertung der Handlung irrelevant sind. Ob Motive für die moralische Bewertung von Handlungen relevant sind und warum nicht, soll hier nicht diskutiert werden. Mir geht es hier nur darum, anzureißen was "Supervenienz" bedeutet. Außerdem werde Ich dabei nicht zwischen schwacher, starker und globaler Supervenienz unterscheiden.

Ich möchte den Begriff hier auf die mentalen Eigenschaften des Gehirns anwenden.

"Jede mentale Eigenschaft M hat ein phyikalisches Korrelat. D.h., für jede mentale Eigenschaft M gibt es eine Menge von physischen Eigenschaften Pi, für die in allen möglichen Welten gilt: (1) Ein Gegenstand x hat M nur dann, wenn er eine der Eigenschaften Pi hat; (2) für alle Eigenschaften Pi gilt: wenn x Pi hat, dann hat x auch M." - vgl. A. Beckermann, "Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes", 2008

Nun, was sagt uns das? Wenn also x Pi hat, dann hat x auch M. Klingt für mich mehr nach einer einfachen Korrelation von physikalischen und mentalen Eigenschaften als nach einem nicht-reduktivem Materialismus, also der Idee, dass mentale nicht auf physikalische Eigenschaften reduzierbar sind. Um das tatsächlich zu beweisen, müsste Ich wohl Prädikatenlogik höherer Stufe anwenden, da (2) über das Prädikat "Eigenschaft P" quantifiziert.

Deswegen möchte Ich es hier bei der Intuition belassen, dass Supervenienz uns keinen Schritt näher an das Verständnis mentaler Eigenschaften bringt.

Denn: entweder sind die Korrelationen zwischen physikalischen und mentalen Eigenschaften so schwach, gar nicht vorhanden, dass wir einen Dualismus erhalten, oder die Korrelationen sind so stark, dass wir einen reduktiven Materialismus erhalten. 


D'Ahrc

Montag, 3. Dezember 2012

1. Menschen: Freunde

Freunde sind Menschen, die dich kennen und trotzdem mögen. Heißt, um zu erfahren, ob jemand dein Freund ist, muss er dich kennen. Damit er dich kennen kann, musst du ihm vertrauen. Dass er dich trotzdem mag, heißt, dass er dich nicht nur kennt, sondern dich auch akzeptiert, dich schlicht so mag wie du bist.

Es gibt natürlich Abstufungen zwischen Bekannten und einem besten Freund. Diese Abstufungen unterscheiden sich in dem Grad dessen, wie sehr du dieser Person vertraust, wie sehr du also bereit bist, diese Person dich kennen zu lassen. Das ist aber nur deine Seite. Die Abstufungen unterscheiden sich auch darin, wie sehr dich diese Person überhaupt kennen will und wie weit sie bereit ist, dich zu akzeptieren.

Das sind nur, für mich, plausible Gedanken. Aber vielleicht mag mir ja jemand widersprechen oder mich auf Aspekte aufmerksam machen, die ich hier übersehen habe.


D'Ahrc