Montag, 10. Dezember 2012

1. Geist: Supervenienz

Der Begriff "Supervenienz" kommt ursprünglich aus der Ethik. Zwei gleiche Handlungen können sich hinsichtlich ihre moralischen Bewertung nicht unterscheiden. Das heißt, dass die Handlung des einen Menschen in derselben Situation, beispielsweise einen Ertrinkenden zu retten, nicht schlecht sein kann, die des anderen aber gut. Technisch: die moralische Bewertung superveniert über die Handlung. 

Gebraucht wird der Begriff in der Ethik, weil sich moralische Urteile nicht auf deskriptive Ausdrücke reduzieren lassen.

Das impliziert zunächst, dass die Motive der Handelnden für die Bewertung der Handlung irrelevant sind. Ob Motive für die moralische Bewertung von Handlungen relevant sind und warum nicht, soll hier nicht diskutiert werden. Mir geht es hier nur darum, anzureißen was "Supervenienz" bedeutet. Außerdem werde Ich dabei nicht zwischen schwacher, starker und globaler Supervenienz unterscheiden.

Ich möchte den Begriff hier auf die mentalen Eigenschaften des Gehirns anwenden.

"Jede mentale Eigenschaft M hat ein phyikalisches Korrelat. D.h., für jede mentale Eigenschaft M gibt es eine Menge von physischen Eigenschaften Pi, für die in allen möglichen Welten gilt: (1) Ein Gegenstand x hat M nur dann, wenn er eine der Eigenschaften Pi hat; (2) für alle Eigenschaften Pi gilt: wenn x Pi hat, dann hat x auch M." - vgl. A. Beckermann, "Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes", 2008

Nun, was sagt uns das? Wenn also x Pi hat, dann hat x auch M. Klingt für mich mehr nach einer einfachen Korrelation von physikalischen und mentalen Eigenschaften als nach einem nicht-reduktivem Materialismus, also der Idee, dass mentale nicht auf physikalische Eigenschaften reduzierbar sind. Um das tatsächlich zu beweisen, müsste Ich wohl Prädikatenlogik höherer Stufe anwenden, da (2) über das Prädikat "Eigenschaft P" quantifiziert.

Deswegen möchte Ich es hier bei der Intuition belassen, dass Supervenienz uns keinen Schritt näher an das Verständnis mentaler Eigenschaften bringt.

Denn: entweder sind die Korrelationen zwischen physikalischen und mentalen Eigenschaften so schwach, gar nicht vorhanden, dass wir einen Dualismus erhalten, oder die Korrelationen sind so stark, dass wir einen reduktiven Materialismus erhalten. 


D'Ahrc

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen