Was wäre verloren, wenn wir akzeptieren, dass wir keinen freien Willen besitzen? Alles, was aus dem freien Willen ableiten wäre verloren. Dazu gehört auch die Zuschreibung von Verantwortung.
Wir würden nicht nur uns selbst nicht mehr für unsere Handlungen verantwortlich sehen - im heutigen Sinne -, sondern könnten auch andere nicht mehr für ihre Handlungen verantwortlich machen. Denn: wenn es keinen freien Willen gibt, dann können wir uns nicht entscheiden und können deswegen auch nicht anders handeln, als wir es getan haben.
Wir können Verantwortung auch darüber definieren, dass wir als Person die Handlung ausgeführt haben. Selbst wenn wir nicht anders hätten handeln können, können wir nicht abstreiten, dass wir gehandelt haben. Ich denke, dass wir auch dann verantwortlich sind, wenn wir durch äußeren Zwang, beispielsweise durch Vorhalten einer Waffe, zu einer Handlung genötigt werden. Jedoch sind wir nicht im vollen Umfang verantwortlich.
In meinem ersten Post zum freien Willen habe Ich geschrieben, dass wir für unsere Handlungen verantwortlich sind, wenn es unsere Handlungen sind. Und sie werden unsere Handlungen, wenn unsere Persönlichkeit Einfluss auf die Handlung hat. In einer Zwangssituation hat meine Persönlichkeit im Verhältnis zum Zwang einen geringen Einfluss, sodass Ich auch eine geringere Verantwortung trage. Das entspricht unserer Intuition und unserer Rechtspraxis.
Es fällt leicht zu akzeptieren, dass andere nicht anders handeln konnten, weil wir keine Einsicht haben in ihre Entscheidungsfindung. Bei uns selbst erscheint es aber schwieriger. Wir sind durch Introspektion live dabei, wenn wir eine Entscheidung fällen. Wir glauben die Entscheidungsfindung bewusst steuern zu können, aber Ich denke, dass das Bewusstsein einem Monitor entspricht. Wir kriegen dargestellt, was in uns passiert.
Wenn wir aber keinen Einfluss durch Entscheidungen haben, dann ist doch auch jede Anstrengung vergebens? Nein, wir können akzeptieren, dass wir unser Leben leben wie ein Schiff getrieben im Sturm. Wir haben die Segel eingeholt und sind die Strömungen ausgeliefert. Wir sind dem Zufall ausgeliefert. Unsere Anstrengungen sind nicht vergebens, weil selbst unser Aufgeben eine Folge von Kausalität wäre ... wir können nichts an der Situation ändern, wer nicht akzeptieren kann, dass Kausalität einen unfreien Willen impliziert, dem bleibt nur die Illusion.
D'Ahrc
D'Ahrc
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