Montag, 17. Dezember 2012

3. Geist: Medikamente gegen Dualismus

Ich werde versuchen zu zeigen, wie sich ein Dualismus medikamentös behandeln lässt.

Das ist natürlich sehr polemisch. Der Glaube an einen Dualismus ist nicht krankhaft. Aber dass Medikamente wirksam sind, lässt Zweifel aufkommen, ob wir weiterhin einen Dualismus vertreten können.

Zunächst: Dualismus ist die Position, dass mentale und physische Eigenschaften weder dasselbe sind noch dass sie sich aufeinander reduzieren lassen können. Die dritte Möglichkeit, dass mentale Eigenschaften über physikalische supervenieren, habe Ich schon ausgeschlossen. Beide Eigenschaften existieren also unabhängig von einander und es besteht keinerlei kausale Relation zwischen beiden.

Nun, wenn  es also keine kausale Relation gibt, wie kann es dann sein, dass Medikamente unsere mentalen Eigenschaften beeinflussen? Beispielsweise Anti-Depressiva.

Ich sage also: wenn Medikamente wirksam sind, dann gibt es eine kausale Relation zwischen mentalen und physikalischen Eigenschaften. Aus der Wirksamkeit von Medikamenten folgt also, dass wir einen Dualismus nicht mehr vertreten können.

... erst vor ein paar Tagen habe Ich von einer Möglichkeit gelesen, die dies Argument umgehen kann. Diese Möglichkeit setzt voraus, dass wir als Menschen teilhaben an einem Bewusstsein, das unabhängig von uns ist. Veranschaulicht wird dies mit einer Analogie: Wenn wir durch ein Fenster schauen, dann sehen wir eine Landschaft. Ist das Fenster verschmutz, dann sehen wir die Landschaft verschwommen. Dadurch, dass wir die Landschaft verschwommen sehen, ändert sich aber die Landschaft nicht. In dieser Analogie ist die Landschaft das Bewusstsein und das Fenster ist der Zugang zu diesem über Introspektion. Medikamente beeinflussen unsere Introspektion, aber nicht das unabhängige Bewusstsein. Somit haben wir einen Dualismus von Bewusstsein, das nicht unser ist(!) und der Materie.

Glaubt tatsächlich jemand, dass das Universum erfüllt ist von einem Bewusstsein, an dem wir auf magische Weise teilhaben? Wenden wir Occam's Razor an, müssen wir zu dem Schluss kommen, dass lediglich Materie existiert.

Ob das jetzt wen überzeugt, weiß Ich nicht, aber wer weiterhin einen Dualismus vertreten will, muss die Wirksamkeit von Medikamenten erklären können.


D'Ahrc

Donnerstag, 13. Dezember 2012

2. Wahrheit: die letzte Wahrheit II

Im ersten Teil dieses Posts habe Ich behauptet, dass Ich die letzte Wahrheit kenne. Wer sich das durchliest, wird wohl schnell zu dem Schluss kommen, das selbst diese letzte Wahrheit anzweifelbar ist. Egal, was Ich behaupte, es wird immer jemanden geben, der Zweifel daran hat.

Wenn wir annehmen, dass es diese letzte Wahrheit aber gibt, dann brauchen wir eine Erklärung dafür, dass, wann immer jemand behauptet diese zu kennen, diese Behauptung zweifelhaft ist.

Wie können wir Zugang zu dieser letzten Wahrheit erhalten? Wir sind dazu auserwählt. Aber nicht alle. Nur ein paar. Und alle, die nicht auserwählt sind, haben keinen Zugang.

Zwar wird behauptet, jeder wäre dadurch auserwählt, dass er ein Mensch ist und deswegen durch die Vernunft Zugang zur Wahrheit besitze, aber das stimmt nicht. Denn wäre dem so, müsste ja auch jeder die letzte Wahrheit erkennen können. Wir wissen aber, dass zwei Menschen sich gegenseitig ausschließende letzte Wahrheiten erkannt haben wollen können. Einer von beiden muss Recht haben. Einer von beiden hat die letzte Wahrheit erkannt, der andere nicht. 

Jeder glaubt auserwählt zu sein, die letzte Wahrheit erkennen zu können. Deswegen glaubt auch jeder, er hätte die letzte Wahrheit erkannt. Also hält derjenige auch jede widersprechende letzte Wahrheit für zweifelhaft.

Jetzt gibt es zwei Lösungen: entweder kann nicht jeder Mensch seine Vernunft derartig nutzen, dass er die letzte Wahrheit erkennen kann oder es gibt die letzte Wahrheit schlicht nicht. 

Und was, wenn wir zwei Menschen zugestehen, ihre Vernunft derartig nutzen zu können und diese sich widersprechen? Wer von beiden hat dann Recht?

Ich denke, die plausiblere Lösung ist, dass es schlicht keine letzte Wahrheit gibt. 


D'Ahrc


2. Geist: Bieri-Trilemma

Haben wir einen Geist? Ist dieser Geist gleich einem neuronalen Zustand, oder doch verschieden? Physikalismus oder Dualismus?

Peter Bieri hat 1981 in seinem Buch "Analytische Philosophie des Geistes" das sogenannte Bieri-Trilemma formuliert.

1. Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.

Nun, es ist ein Trilemma. Wir können nur zwei der drei Sätze für wahr halten. Denn diese beiden Sätze schließen den dritten aus. 

Wenn wir 1. und 2. für wahr halten, dann haben wir einen klassischen Dualismus.
Wenn wir 1. und 3. für wahr halten, dann haben wir einen Epiphänomenalismus.
Wenn wir 2. und 3. für wahr halten, dann haben wir einen Physikalismus.

Ich persönlich schwanke zwischen Physikalismus und Ephiphänomenalismus. Denn wenn mentale Phänomene nicht kausal wirksam sind, woher sollen wir dann wissen, dass sie existieren? Was in keiner Kausalrelation steht, kann nicht falsifiziert werden und steht somit außerhalb unserer Realität.


D'Ahrc


Montag, 10. Dezember 2012

1. Geist: Supervenienz

Der Begriff "Supervenienz" kommt ursprünglich aus der Ethik. Zwei gleiche Handlungen können sich hinsichtlich ihre moralischen Bewertung nicht unterscheiden. Das heißt, dass die Handlung des einen Menschen in derselben Situation, beispielsweise einen Ertrinkenden zu retten, nicht schlecht sein kann, die des anderen aber gut. Technisch: die moralische Bewertung superveniert über die Handlung. 

Gebraucht wird der Begriff in der Ethik, weil sich moralische Urteile nicht auf deskriptive Ausdrücke reduzieren lassen.

Das impliziert zunächst, dass die Motive der Handelnden für die Bewertung der Handlung irrelevant sind. Ob Motive für die moralische Bewertung von Handlungen relevant sind und warum nicht, soll hier nicht diskutiert werden. Mir geht es hier nur darum, anzureißen was "Supervenienz" bedeutet. Außerdem werde Ich dabei nicht zwischen schwacher, starker und globaler Supervenienz unterscheiden.

Ich möchte den Begriff hier auf die mentalen Eigenschaften des Gehirns anwenden.

"Jede mentale Eigenschaft M hat ein phyikalisches Korrelat. D.h., für jede mentale Eigenschaft M gibt es eine Menge von physischen Eigenschaften Pi, für die in allen möglichen Welten gilt: (1) Ein Gegenstand x hat M nur dann, wenn er eine der Eigenschaften Pi hat; (2) für alle Eigenschaften Pi gilt: wenn x Pi hat, dann hat x auch M." - vgl. A. Beckermann, "Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes", 2008

Nun, was sagt uns das? Wenn also x Pi hat, dann hat x auch M. Klingt für mich mehr nach einer einfachen Korrelation von physikalischen und mentalen Eigenschaften als nach einem nicht-reduktivem Materialismus, also der Idee, dass mentale nicht auf physikalische Eigenschaften reduzierbar sind. Um das tatsächlich zu beweisen, müsste Ich wohl Prädikatenlogik höherer Stufe anwenden, da (2) über das Prädikat "Eigenschaft P" quantifiziert.

Deswegen möchte Ich es hier bei der Intuition belassen, dass Supervenienz uns keinen Schritt näher an das Verständnis mentaler Eigenschaften bringt.

Denn: entweder sind die Korrelationen zwischen physikalischen und mentalen Eigenschaften so schwach, gar nicht vorhanden, dass wir einen Dualismus erhalten, oder die Korrelationen sind so stark, dass wir einen reduktiven Materialismus erhalten. 


D'Ahrc

Montag, 3. Dezember 2012

1. Menschen: Freunde

Freunde sind Menschen, die dich kennen und trotzdem mögen. Heißt, um zu erfahren, ob jemand dein Freund ist, muss er dich kennen. Damit er dich kennen kann, musst du ihm vertrauen. Dass er dich trotzdem mag, heißt, dass er dich nicht nur kennt, sondern dich auch akzeptiert, dich schlicht so mag wie du bist.

Es gibt natürlich Abstufungen zwischen Bekannten und einem besten Freund. Diese Abstufungen unterscheiden sich in dem Grad dessen, wie sehr du dieser Person vertraust, wie sehr du also bereit bist, diese Person dich kennen zu lassen. Das ist aber nur deine Seite. Die Abstufungen unterscheiden sich auch darin, wie sehr dich diese Person überhaupt kennen will und wie weit sie bereit ist, dich zu akzeptieren.

Das sind nur, für mich, plausible Gedanken. Aber vielleicht mag mir ja jemand widersprechen oder mich auf Aspekte aufmerksam machen, die ich hier übersehen habe.


D'Ahrc

Montag, 12. November 2012

1. Wahrheit: die letzte Wahrheit I

Ich weiß, was wir wissen können. Ich kenne die wahre Sprache. Ich weiß, was der Sinn des Lebens ist. Ich kenne die Natur des Menschen und die wahre Lebensweise. Ich weiß, welcher der wahre Gott ist und Ich weiß, was nach dem Tod kommt. Ich weiß, welche Regierung die beste ist. Ich kenne die letzte Moral, das Gute und das Böse.

Ich kenne die Wahrheit über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Über das was war, was ist und sein wird. Ich kenne die letzte Wahrheit.

Du nicht?


D'Ahrc

Dienstag, 6. November 2012

3. Leben: Sinn des Lebens

[Den folgenden Text habe Ich für ein Seminar geschrieben. Daraus resultiert der deutlich abweichende Stil.] 

Jeder kennt die Frage nach dem Sinn des Lebens und nicht wenige behaupten die Antwort auf diese Frage zu kennen. Ich behaupte nicht, den Sinn des Lebens zu kennen. Deswegen fällt es mir relativ schwer etwas über ihn zu schreiben, da ich nicht nur versuchen muss meine Meinung zu verteidigen. Nein, ich muss ersteinmal meine Meinung zu dem Thema finden. Dazu werde ich versuchen mir ein möglichst klares Bild von dem zu machen, was wir mit "Sinn des Lebens"1 überhaupt meinen. 

Zum einen ist das, was unter "Sinn" verstanden wird, nicht immer klar. Das Wort "Sinn" wird auf mehrere Arten gebraucht: zum einen "etwas macht Sinn" und zum anderen "etwas hat Sinn". Andere Verwendungen sind Abwandlungen der ersten beiden. Beispielsweise ist "etwas ergibt Sinn" eine Abwandlung von "etwas macht Sinn". Dies wird daran deutlich, dass wir "Sinn ergeben" durch "Sinn machen" ersetzen können. "Etwas macht Sinn" bedeutet, dass etwas einem Zweck dient. "Was du da machst, macht für mich keinen Sinn" ist gleichbedeutend mit "was du da machst, dient keinem mir bekannten Zweck". "Etwas hat Sinn" bedeutet, dass etwas einen Grund hat. "Was du da machst, hat für mich keinen Sinn" ist gleichbedeutend mit "was du da machst, hat keinen mir bekannten Grund". Kurz: etwas macht Sinn, wenn es einem Zweck dient und etwas hat Sinn, wenn es einen Grund hat. 

Zum anderen ist auch das, was unter "Leben" verstanden wird, nicht immer klar. Ist damit das ganze Leben gemeint, von Plankton bis zum Blauwal? Oder ist damit nur das tierische Leben gemeint? Oder nur menschliches Leben? Das ganze Leben hat einen Grund und damit einen Sinn, den wir aber noch nicht kennen. Wir wissen noch nicht, wie sich das erste Leben aus unbelebter Materie entwickeln konnte und also auch nicht, welchen Grund es dafür gibt, dass wir jetzt hier sind. Außerdem ist offensichtlich, dass die Gazelle nicht dem Zweck dient vom Löwen gefressen zu werden. Ebenso wenig dient das Gras dem Zweck von der Gazelle gefressen zu werden. Wenn der Löwe oder die Gazelle einen Zweck hat, dann liegt er im Leben des Löwens oder der Gazelle. Das instinktive Verhalten dient nur einem Zweck: Überleben. Folglich ist ebenso offensichtlich, dass das pflanzliche und tierische Leben keinen – vom Überleben verschiedenen – Sinn macht. 

Übrig bleibt nun: welchen Sinn macht menschliches Leben? Da es ebenfalls tierisch ist, dient es zum einen dem Zweck zu überleben, zum anderen kann sich der Mensch aber auch einen Zweck geben, der vom Überleben verschieden ist. Damit ist auch ausgesagt, dass das menschliche Leben nicht einen einzigen Sinn macht, sondern jedes einzelne Leben seinen eigenen.

Also komme ich abschließend zu der Meinung, dass der Sinn des Lebens für jeden Menschen verschieden ist und darin besteht einem sich selbst gegebenen Zweck zu dienen. 

1 An dieser Stelle sei erwähnt, dass im englisch-sprachigen Raum die Frage nach dem Sinn des Lebens unter "the meaning of life" behandelt wird. Dies kann übersetzt werden als "die Bedeutung des Lebens". Daraus ergibt sich die Frage, ob verschiedene Sprachen und die entsprchenden Kulturen verschiedenes meinen, wenn sie nach dem Sinn des Lebens oder dessen Bedeutung fragen.


D'Ahrc

1. Überzeugungen: Glauben

Wenn Ich jemanden von meiner Meinung überzeugen will, dann führe Ich Argumente auf. Argumente bestehen aus Prämissen, einer Schlussregel und einer Konklusion. 

Was aber, wenn die Prämissen nicht akzeptiert werden? Dann muss Ich auch die Prämissen herleiten. Also ein neues Argument aufstellen, deren Konklusionen die Prämissen des ersten Argumentes sind. 

Und dann? Immer so weiter. Damit komme Ich in einen infiniten Regress. Eine unendliche Iteration des Begründens von Prämissen durch neue Prämissen durch neue Prämissen durch neue Prämissen ...

Aus dem infinitiven Regress komme Ich nur heraus, wenn Ich Prämissen finde, die ohne Begründung akzeptiert werden. Die Akzeptanz solcher Prämissen basiert auf dem schlichten Glauben an ihre Wahrheit.

Entweder ist der Brunnen, in den Ich falle unendlich tief oder Ich treffe am Grund auf Glauben.

Ich kann also nur jemanden überzeugen, der an die Wahrheit der Prämissen glaubt, die Ich verwende. Oder anders: Wenn Ich jemanden überzeugen will, dann muss Ich Prämissen nutzen, an dessen Wahrheit derjenige glaubt.


D'Ahrc


Donnerstag, 1. November 2012

1. Gefühle: ... sind privat

Das Gefühl. Es gibt "das Gefühl" nicht. Außerhalb unserer Sprache gibt es nichts, dass wir als "das Gefühl" bezeichnen können. Innerhalb unserer Sprache gibt es einen Konsens darüber, welche körperlichen Gefühle durch ein sprachliches Gefühl bezeichnet werden. 

Ein körperliches Gefühl ist das, was wir subjektiv empfinden. Ein sprachliches Gefühl ist die Beschreibung eines körperlichen Gefühls. Der Versuch anderen das zu vermitteln, was nur uns selbst zugänglich ist. 

Manche dieser sprachlichen Gefühle wurden reduziert auf einzelne Wörter. Liebe. Hass. Trauer. Einsamkeit. Jeder fühlt anders. Jeder hat andere Vorstellungen davon, welche körperlichen Gefühle unter die Begriffe sprachlicher Gefühle fallen. 

Der Konsens über spachliche Gefühle ist wie eine eckige Schablone. Körperliche Gefühle hingegen sind wie unregelmäßige, runde Formen. Versuchen wir körperliche Gefühle auszudrücken, legen wir die eckigen Schablonen der Sprache an. Dabei bleiben die persönlichen Details unvermittelt - sie passen nicht in die Schablone. 

Wir können versuchen, neue Schablonen zu schaffen. Gedichte. Diese können dann alle Details vermitteln. Aber weil diese Schablonen so individuell sind, wie das damit vermittelte Gefühl selbst können andere trotzdem nicht nachfühlen, was wir fühlen.

Denn: nicht nur sind sprachliche Gefühle Schablonen, die unsere körperlichen Gefühle in Formen pressen, die andere verstehen können, sondern unsere Sprache ist eine Sammlung von Worten, von Schablonen, die unsere Gedanken in Formen pressen, damit sie anderen vermittelbar sind.

Wenn wir eine Sprache lernen, lernen wir das Vokabular. Wir lernen die Verwendungsweisen der Schablonen. Jeder hat seine eigenen Verwendungsweisen. Sie sind nicht so verschieden, dass wir uns nicht mehr verstehen könnten, aber doch so verschieden, dass Sätze für den einen eine andere Bedeutung haben, als für den anderen. Interpretationen.

Die Tragweite dieses Gedankens ist immens. Nicht nur sind Gefühle subjektiv, weil von anderen nicht erfahrbar. Sondern auch die Worte, mit denen wir sie beschreiben sind subjektiv. Doppelte Subjektivität. 

Abschließend: Es sind meine Worte, meine Schablonen, die Ich verwende. Mein Vokabular. Ob jemand versteht, was Ich damit ausdrücken möchte, ob jemand den Gedanken so versteht wie Ich, kann Ich nicht wissen. Aber vielleicht gibt es ja jemanden, der meine Sprache spricht.


D'Ahrc

Donnerstag, 18. Oktober 2012

2. Leben: Schöpfung vs. Notwendigkeit II

Stellen wir uns vor, unser Universum ist eine Blase, die auf dem Wasser in einer "Badewanne" schwimmt. Dort schwimmen noch weitere Blasen und bilden einen Schaum. Dieser Schaum besteht aus einer Unzahl von Blasen, von Universen. Der Schaum ist quasi ein Multiversum. Jede dieser Blasen ist anders. Nicht unbedingt so anders, dass es zwar in unserer Blase Schwerkraft gibt, in einer anderen jedoch nicht, aber zumindest so anders, dass vielleicht die Elementarteilchen minimal andere Eigenschaften haben. Stellen wir uns weiter vor, dass es Kombination aller Eigenschaften, die ein Universum ausmachen gibt, die dazu führen, dass die Blase sofort wieder platzt, also instabil ist - das dürften die meisten sein - und solche Kombinationen, die Formen von Leben möglich machen. Eine Teilmenge dieser Kombinationen ermöglicht sogar intelligentes Leben. (Ob die Möglichkeit von Leben in einem Universum auch notwendig intelligentes Leben einschließt, kann Ich selbst nicht beweisen, aber denkbar wäre es.) Zusammengefasst: Wir haben vor uns eine Menge von Universen mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften. Die eine Teilmenge ermöglicht aufgrund ihrer Eigenschaften kein Leben. Die andere Teilmenge ermöglicht Leben. Ein weitere (unechte) Teilmenge dieser ermöglicht sogar intelligentes Leben.

Bevor wir weiterdenken, ein Bild: Die Wahrscheinlichkeit, beim tausendmaligen Werfen eines Würfels nur 6er zu bekommen ist extrem gering. (Wenn Ich mich recht erinnere, sollte die Wahrscheinlichkeit 1/6^1000 betragen. Sehr nahe bei Null.) Trotzdem wird dieses Ergebnis, so unwahrscheinlich es auch ist, notwendigerweise irgendwann eintreten, wenn Ich unendlich Zeit habe und unendlich oft würfel. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Universum exakt die Eigenschaften hat, die intelligentes Leben ermöglichen ist ebenfalls extrem gering. Weswegen wohl viele von einem Wunder sprechen, dass wir Leben und dieses Wunder einer höheren Macht zuschreiben, die angeblich unsere Blase derartig beschaffen hat, damit wir leben.

Wenn wir davon ausgehen, dass der Multiversen-Schaum unendlich viele Universen enthält, dann wird auch irgendwo in diesem Schaum ein Universum sein, dass - so unwahrscheinlich es auch ist - die Eigenschaften hat, die intelligentes Leben ermöglichen. Und wenn dieses Universum nur lange genug existiert, wird es auch irgendwann irgendwo diese Möglichkeit realisieren. Und weil wir leben, wissen wir, dass wir in einem Universum leben, dass intelligentes Leben ermöglicht. Rückblickend heißt das, dass irgendwann irgendwo in unserem Universum notwendigerweise Leben entstehen musste. Nicht notwendigerweise auf unserer Erde, nichtmal notwendigerweise in der Milchstraße, aber irgendwann irgendwo. Weil wir auf der Erde leben, wissen wir, dass auf der Erde intelligentes Leben möglich ist. Und wenn die Erde nur lange genug die Möglichkeit hat intelligentes Leben hervorzubringen, dann wird notwendigerweise auch irgendwann intelligentes Leben auf der Erde entstehen.

Jetzt mag vielleicht der ein oder andere geneigt sein kurz-zuschließen, dass auch unsere Existenz notwendig ist, jedoch hätten unsere Vorfahren ebenfalls beim Massensterben der Dinosaurier ausgelöscht worden können. Vielleicht wären dann Delphine heute dort, wo wir sind. Aber: irgendein Tier wird irgendwann die intellektuelle Nische auf der Erde füllen. Sollten wir einst ausgestorben sein und auf dem Weg dorthin der Erde nicht die Möglichkeit genommen haben intelligentes Leben hervorzubringen, so wird es nach uns wieder ein intelligentes Tier geben, dass sich vielleicht diegleichen Gedanken macht wie Ich gerade.

Kurz: Die Entstehung von intelligentem Leben ist angesicht einer unendlichen Zahl von Universen notwendig. Unsere Existenz ist jedoch zufällig.

Das dies keine völlig logische und zwingende Herleitung ist, ist mir bewusst. Vielleicht schaffe Ich es später mal den Gedanken mehr als nur plausibel zu beschreiben. Bis dahin werde Ich mich mit der Beschreibung zufrieden geben müssen. Seht es als Skizze eines noch nicht ganz deutlichen Gedankens.


D'Ahrc

Dienstag, 9. Oktober 2012

1. Leben: Schöpfung vs. Notwendigkeit I

In einigen Teilen der Welt kam die Wissenschaft noch nicht an oder wurde sogar wieder vertrieben. Dort erzählen sich Menschen Geschichten über alte Männer, die gleich einem Uhrmacher alles im Universum geschaffen haben. In manchen dieser Geschichten ist es auch nur ein alter Mann. Nennen wir ihn Gott. Unter den Geschichtenerzählern gab und gibt es erbitterte Kämpfe darüber, wessen Geschichte die einzig wahre ist. Denn natürlich beanspruchen alle die einzig wahre Wahrheit zu erzählen. Und manchmal sterben sogar ein paar Menschen bei diesen Streitigkeiten. Inhaltlich sagen die bekanntesten dieser Geschichten, dass jener Gott das Universum so geschaffen hat, damit wir nach den Regeln des alten Mannes leben können. Und als Dank für unser frommes Leben gewährt uns Gott dann das ewige Leben im Jenseits - je nach Geschichte mit ein paar zusätzlichen Annehmlichkeiten wie beispielsweise Jungfrauen. Allen Geschichten gemein ist, dass sie den Ursprung unserer Existenz außerhalb der physikalischen Wirklichkeit suchen. Denn: Gott gehorcht der Physik nicht, die Physik gehorcht Gott.

Stellen wir kurz ein paar Fakten fest. Du liest das. Du bist dir bewusst, dass du das liest. Ebenso bist du dir bewusst, dass du lebst. Die physikalischen Gegenbenheiten auf unserem Planeten haben dein Leben möglich gemacht. Den Geschichten zufolge hat der alte Mann die physikalischen Gegenbenheiten so eingerichtet, damit dein Leben möglich ist.

Ich biete eine andere Erklärung.

Die physikalische Wirklichkeit entstand mit ihren Gesetzen und Konstanten im Urknall. Geschichtenerzähler könnten hier erwidern, dass der Urknall von Gott so eingerichtet wurde. Das so entstandene Universum ist groß, sehr groß. Nahezu unendlich groß. Die Zeit, die seit dem Urknall vergangen ist (rund 14 Milliarden Jahre) ist sehr, sehr lang. In dieser Zeit entstanden und vergingen unzählige chemischen Verbindungen. Aufgrund der nahezu unendlichen Größe des Universums und der unvorstellbar langen Zeit, die es existiert sind nahezu alle möglichen chemischen Verbindungen schon entstanden und wieder vergangen. Wenn Leben, das heißt sich selbst reproduzierende chemische Verbindungen möglich sind, dann - sei die Wahrscheinlichkeit noch so gering - wird irgendwo irgendwann im Universum eine solche Verbindung entstehen.
Kurz: Die Existenz von Leben ist eine notwendige Folge der Beschaffenheit des Universums. Nicht nur das. Sogar die Existenz von intelligentem Leben ist eine notwendige Folge. Nicht notwendig ist jedoch unsere Existenz. Wir hätten vor Millionen Jahren schon untergehen können. Wir sind zufällig diejenige Spezies gewesen, die als erste die intellektuelle Nische füllte. Wären wir es nicht, so wäre es eine andere Spezies gewesen. Irgendwo. Irgendwann.

Es ist also kein Gott gegebenes Wunder, dass du lebst, sondern ein notwendiger Zufall.


D'Ahrc

Mittwoch, 3. Oktober 2012

1. Wille: Verantwortung

Gibt es den freien Willen? Oder anders: bin Ich frei dies zu schreiben?

Gäbe es eine eindeutige und direkte Antwort, wäre sie wohl schon von schlaueren Männern oder Frauen als mir gefunden worden. Also werde Ich versuchen eine indirekte Antwort zu geben. Ich werde die Konsequenzen der Existenz und Nicht-Existenz des freien Willen aufzeigen. Auf diesen basierend werde Ich beurteilen, welche Position wahrscheinlicher das Fundament unserer Gesellschaft erhält: die Moral. Moral ist das Fundament, weil ohne Richtlinien, die Handlungen in gut und schlecht teilen könnte es kein menschliches Zusammenleben geben. Eine dieser Richtlinien garantiert einer Person nicht von einer anderen verletzt zu werden. Verstößt jemand dagegen, wird diese Person angeklagt und verurteilt. Unsere Justiz basiert auf dem Glauben, dass jeder für seine Handlungen verantwortlich ist. Deshalb muss die Antwort auf die Frage diese Verantwortlichkeit erhalten. 

Jetzt haben wir eine neue Frage: wann sind wir für unsere Handlungen verantwortlich? Wir sind verantwortlich für unsere Handlungen, wenn es unsere Handlungen sind. Sie werden unsere Handlungen, wenn unsere Persönlichkeit Einfluss auf die Handlung hat. 

Kommen wir nun zur ersten Frage: gibt es den freien Willen? Zunächst müssen wir sagen, was wir "frei" und was wir "unfrei" nennen wollen. "Freier Wille" soll ohne Determination sein. Also nennen wir jeden determinierten Willen "unfrei". Des Weiteren gibt es zwei Arten von "freiem Willen". 

Die erste Art ist der "konditionale freie Wille". Schopenhauer formulierte ihn so: "der Mensch ist in der Lage zu tun, was er will, aber nicht zu wollen, was er will". Das heißt, wir sind frei zu handeln, aber nicht frei zu wählen. Dies ist jedoch unfreier Wille, weil unser Wille von physikalischen Prozessen determiniert wird. Diese physikalischen Prozesse werden beeinflusst von der physikalischen Welt einschließlich der Reaktionen anderer und unserer früheren Handlungen. Wenn wir beispielsweise entscheiden einen Kuchen anstelle eines Apfels zu nehmen, wird es wahrscheinlicher sein, dass wir auch beim nächsten Mal einen Kuchen nehmen. Dass wir nicht den Apfel genommen haben heißt auch, dass wir nicht in der Lage waren ihn zu nehmen, weil die physikalischen Prozesse uns determiniert haben den Kuchen zu nehmen. Aber wenn uns jemand sagt, dass Kuchen ungesund sind, ändern sich diese Prozesse. Das nächste Mal ist die Wahrscheinlichkeit einen Apfel zu nehmen höher. Dieser unfreie Wille garantiert unsere Verantwortlichkeit für unsere Handlungen, weil es unsere Handlungen Teil der Determination sind.

Die zweite Art ist der "nicht-konditionale [unbedingte] freie Wille". Analog zu Schopenhauer kann er beschrieben werden als: "der Mensch ist in der Lage zu tun, was er will und(!) ist in der Lage zu wollen, was er will". Das heißt, dass wir frei zu handeln und(!) frei zu wählen sind. In Bezug zu dem, was Ich oben sagte ist dies "freier Wille". Für unser Beispiel heißt das, ob wir den Kuchen oder den Apfel nehmen ist vollkommen unbedingt, frei von jeder Determination. Aber wenn es nichts gibt, dass einen Einfluss auf unsere Handlungen hat, heißt das auch, dass unsere Entscheidung den Kuchen oder den Apfel zu nehmen vollkommen zufällig ist. Wenn unsere Handlungen zufällig sind, gibt es nichts, dass von unserer Justiz angeklagt werden kann. Denn meine Persönlichkeit hatte keinen Einfluss auf die Handlung und so war es nicht meine Handlung. (Sogar ob wir angeklagt werden, wäre zufällig, weil der unbedingte freie Wille des Klägers nicht durch unsere Tat beeinflusst werden darf - ansonsten verliert er das Attribut "frei".)

Dies widerspricht unseren alltäglichen Erfahrungen zu tiefst. Wenn Ich immer den Kuchen nehme, ist es unwahrscheinlich für mich den Apfel zu nehmen. Das ist zu einem gewissen Grad vorhersehbar und nicht zufällig.

Wenn wir sagen, freier Wille heißt frei von jeder Determination zu wählen, dann kann es keinen freien Willen geben. Unfreier Wille erhält unsere Verantwortlichkeit. Wenngleich auf eine unfaire Art, da die verurteilte Person nicht in der Lage war eine andere Handlung zu wählen. Aber die Verurteilung wird Prozesse anstoßen, die möglicherweise ihn oder andere davon abhalten dasselbe nochmal zu tun.

Unfreier Wille erhält unsere Verantwortlichkeit, gibt uns eine Basis für unsere Justiz und garantiert folglich das Fundament unserer Gesellschaft.

Und um die zweite Frage oben zu beantworten: Nein, – selbst wenn es sich bizarr anfühlt – Ich war nicht frei dies zu schreiben. Ich war determiniert.


D'Ahrc




[Diesen Text hatte Ich im Original auf Englisch für ein Seminar verfasst. Weil mir manche Stellen im Original besser gefallen und teilweise besser den Gedanken vermitteln, stelle Ich zusätzlich den englischen Text rein.]

Is there a free will? Or more precisely: am I free to write this? If there might be a definite and direct answer, it would have been found by more clever (wo)men then me. So I will try to give an indirect answer. I will point out the consequences of the exisctence and non-existence of a free will. Based on these I will estimate which position is more likely to maintain the fundament of our society: moral. Moral is fundamental, because without guidelines that divide acts in good and bad there could be no human coexistence. One of these guidelines guarantees a person not to be harmed by another person. But if one does so, this person will be accused and judged. Our legal system is based onto the believe that everybody is responsible for his or her actions. Therefore the answer to this question has to maintain this responsibility. Now we got a new question: what makes us responsible for our actions? We are responsible for our actions, if they are our actions. They become our actions, when our personality has an effect on the action.

Now we come to the main question: is there a free will?  At first we have to say, what we will call "free" and what "unfree". "Free will" shall be without any determination. So we call every determined will "unfree". There are two types of "free will". The first is the "conditional free will". Schopenhauer has pointed it out as "the man is able to do what he wants, but he is not able to want what he wants." This means, we are free to act, but not free to choose. This is unfree will, because our will is determined by physical processes. These physical processes are influenced by the physical world including reactions of others and our previous actions. When we, for example, decide to take a cake instead of taking an apple, it will be very likly for us to take a cake next time, too. That we did not take an apple also means, we were not able to take it, because physical processes has determined us to take a cake. But, when somone says to us cakes are unhealty, it will change these processes. Next time the possibility to take an apple is higher. This unfree will warrants our responsiblity for our actions, because it were our actions which were part of determination. The second typ is "unconditional free will". Analogical to Schopenhauer it can be discribed as: "the man is able to do what he wants and(!) he is able to want what he wants." This means, we are free to act and(!) we are free to choose. According to what I said above, this is free will. For our example it means, if we choose a cake or an apple is totaly unconditional, free of any determination. But, when there is nothing that has an effect on our actions, this means also, that your decision to take a cake or an apple is totaly random. When our actions are randomly, there is nothing that could be accused by our legal system. Because my personality has no effect on the action and so this was not my action. Besides, this contradicts our everyday experience. When I always take a cake it is very unlikly for me to take an apple, it is somekind predictable and not random. When we say, free will means to be free to choose without any determination, than there can't be a free will.

Unfree will is able to maintain our responsibility, even though in an unfair way. Because the judged person was not able to choose another action, but the judgment will initate processes which might prevent him and others from doing the same again. Unfree will maintains our responsiblity, gives a basis for our legal system and therefore garantees the fundment of our society. And to answer the second question above: No, – even if it feels bizarre – I was not free to write this. It was determined. 

Donnerstag, 20. September 2012

1. Identität: Erste Gedanken

Ich bin eine Menge. Eine Menge von Materie. Eine Menge von Eigenschaften. Physischen. Psychischen. Doch die Materie ist nicht konstant, die Eigenschaften sind nicht konstant. Ein Unfall. Mir fehlt eine Hand. Der Schock verändert mich.

Unsere Zellen regenieren, ersetzen, teilen sich. Über Nacht bestehen wir nicht mehr aus denselben Zellen, wie noch beim Einschlafen. Wir wachen auf. Leben. Lernen. Am Abend hat sich unser Verhalten verändert.

Wir sind nicht konstant und ebenso ist unsere Identität nicht konstant.

Unsere Identität ist nicht anhand eines einzigen Merkmals auszumachen, sondern anhand einer Menge von Eigenschaften, deren Elemente sich mit der Zeit ändern. Diese Änderungen bewegen sich in einem gewissen Spektrum. Jede Eigenschaft hat ihr eigenes Spektrum.

Weil es kein gemeinsames Merkmal aller "Schnappschüsse" unserer Identität gibt, können wir vielleicht Identitäten anhand von Familienähnlichkeit als die unsrigen beurteilen?


D'Ahrc

Mittwoch, 29. August 2012

0. Erster Post

Ich habe lange überlegt, was Ich in meinem ersten Post schreiben könnte. Und Ich kam zu dem Schluss darüber zu schreiben, was Ich in den nächsten Posts schreiben werde.

In meinem Leben gibt es ein paar Fragen, die immer wieder auftauchen. Die Fragen, die mich beschäftigen sind anthropozentrisch. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Was ist der Mensch? Anthropologie - in einem sehr weiten Sinn. Ich möchte dadurch mich selber und meine Mitmenschen besser verstehen können.

Einige dieser Fragen sind die Fragen nach der Realität und der Wahrheit. Was ist real? Was ist wahr? Die Antworten auf diese beiden Fragen haben weitreichende Folgen auf den Umgang mit anderen Menschen. Wenn Wahrheit relativ ist, dann verliert die eigene Wahrheit den Anspruch, die einzig wahre Wahrheit zu sein.

Ich möchte gerne die Grundlagen eines Themas kennen und verstehen. Die Axiome, Grundsätze und Prinzipien, die das Fundament bilden, auf dem unser Denken über ein Thema aufbaut.

Eine wichtige Grundlage menschlichen Zusammenlebens ist die Annahme, dass die Menschen um uns herum keine Maschinen sind. Du bist nicht der einzige, der denkt und fühlt. Auch andere denken. Auch andere fühlen. Auch andere haben Wünsche, Überzeugungen und verfolgen Ziele.

Verfolgen wir unsere Ziele, weil wir es wollen? Können wir uns frei entscheiden? Ich halte es mit Schopenhauer:

"Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will."
- Arthur Schopenhauer


D'Ahrc